Die Erfindung des ETF – jenes börsengehandelten, passiven Indexfonds, der einen Index ohne Fondsmanager und zu niedrigsten Kosten abbildet – jährt sich dieses Jahr zum vierzigsten Mal und es darf zu Recht gefeiert werden. Denn das Anlageprodukt, das John Bogle 1976 konzipierte, um den amerikanischen Aktienindex S&P 500 kosteneffizient investierbar zu machen, löste eine wahre Revolution aus.
Kaum eine andere Erfindung kann an den Kapitalmärkten eine derartige Erfolgsgeschichte vorweisen. Weltweit sind bereits mehr als 3.000 Milliarden Dollar in ETFs angelegt und jedes Jahr wächst die Branche um weitere 20 bis 30 Prozent. Die ETF-Branche konnte so bereits die Anlagesumme aller weltweiten Hedgefunds übertrumpfen.
Der Grund für diese tektonische Bewegung ist schnell ausgemacht: ETFs sind schlicht die beste Möglichkeit, bequem und kostengünstig in ein breit diversifiziertes Portfolio zu investieren. Nur sehr selten schaffen es die von der Finanzindustrie vertriebenen, aktiv gemanagten Fonds, mittel- und langfristig besser abzuschneiden. ETFs besitzen darum einen hervorragenden Leumund. Kaum ein Presseartikel zur privaten Geldanlage schließt ohne den Hinweis, es am besten mit ETFs zu versuchen. Nur wie? Denn der Privatanleger stößt bei einer Geldanlage in ETFs auf gravierende Probleme:
Die klassische Anlaufstelle für Anleger ist nach wie vor die Bankfiliale. Doch dort werden ETFs totgeschwiegen. Besteht der Anleger wiederum darauf, sein Verdientes in ETFs anlegen zu wollen, trifft er auf heftige Gegenwehr. Schuld sind die wegfallenden Verdienstmöglichkeiten für die Bank, denn ETFs zahlen keine Provisionen aus – sogenannte “Kickbacks”. ETFs werden deshalb so gut wie nie in der Bankberatung eingesetzt – und wenn doch, dann mit hohen Zusatzgebühren, die das Ziel der Kosteneffizienz ad absurdum führen. Der Anleger muss sich ETFs also selbst besorgen, womit wir beim zweiten Problem sind.
Auch wenn ETFs den Ruf haben, ein “einfaches” Finanzprodukt zu sein, da sie ja “nur” einen Börsenindex nachbilden, so sind sowohl die Technik dahinter als auch die bei der Auswahl zu bedenkenden Kriterien sehr kompliziert. Es gibt in Europa rund 2.000 ETFs, die sich durch knapp ein Dutzend Haupt- und noch mehr Nebenmerkmale unterscheiden. Um nur ein paar Auswahlkriterien zu nennen:
Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen: selbst als Experte braucht man enorm viel Zeit, das richtige Werkzeug, sowie Zugang zu zuverlässigen Daten, um hier keine Fehler zu begehen. Natürlich kann man einfach mal schnell ein paar ETFs zusammenwürfeln. Das führt aber garantiert zu einer suboptimalen Auswahl, die, wie ich im nächsten Abschnitt erläutere, über die Zeit sehr viel Geld kosten kann.
Ein kürzlich in der Welt am Sonntag erschienener Vergleich zeigt, dass selbst bei einer starken Eingrenzung auf nur einen Index – etwa den DAX – die ETFs verschiedener Anbieter große Unterschiede in den realisierten Renditen aufweisen. So wichen der beste und der schlechteste ETF über einen Zeitraum der letzten 5 Jahre um mehr als ein halbes Prozent pro Jahr voneinander ab. Was nach wenig klingt, wächst aufgrund des Zinseszinseffektes über einen längeren Zeitraum zu einem enormen Unterschied im Vermögenswachstum an. Nach einem Zeitraum von 20 bis 30 Jahren beläuft sich der Wertunterschied in Summe auf bis zu 20 Prozent.
Gehen wir einmal davon aus, dass Sie viel Zeit und Mühe in die Recherche der wichtigsten Börsenindizes aus den Bereichen Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Immobilien investiert und die besten ETFs identifiziert haben. Sie sind nun mit weiteren, entscheidenden Fragen konfrontiert: Mit welcher Gewichtung kombiniere ich diese ETFs? Lasse ich mein Portfolio im Zeitablauf unangetastet, oder muss ein Rebalancing stattfinden? Falls ich umschichte, soll ich das Portfolio starr auf die Ursprungsgewichte zurückführen oder versuchen, anhand bestimmter Kriterien umzugewichten? Muss ich steuerliche Effekte beim Rebalancing beachten? Diese und weitere Fragen sind für Privatanleger nicht leicht zu beantworten.
Kurzum: Nur mit der Auswahl von ETFs ist es nicht getan, im Gegenteil. Damit fängt das Portfoliomanagement erst richtig an.
ETFs sind eine großartige Erfindung, doch leider ist es für viele Anleger aufgrund der hier beschriebenen Probleme schwierig, sie optimal für die Portfoliogestaltung einzusetzen. Die meisten Anleger haben nämlich weder die Zeit noch die Ressourcen, um effektive Selbstentscheider zu sein. Oft wollen sie auch gar keine sein und lassen ihr Geld daher lieber auf einem unverzinsten Konto liegen. Es bedarf somit professioneller Hilfe.
Diese Ausführungen sollten nicht als Panikmache verstanden werden, die den interessierten ETF-Anleger zurück in die Hände des Bankberaters treibt. Denn für die von mir genannten Schwierigkeiten gibt es eine Lösung: automatisierte, ETF-basierte Vermögensverwalter, gelegentlich in der Presse auch “Robo-Advisor” genannt. Das Ziel des von mir mitgegründeten Robo-Advisors ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ ist es, die oben genannten Hürden für Privatanleger zu bewältigen, um ihnen ein kostengünstiges, optimales ETF-Portfolio zu erstellen, das regelmäßig überwacht und automatisch angepasst wird. Robo-Advice ist somit der nächste logische Schritt in der ETF-Revolution, und ich bin überzeugt davon, dass die Erfolgsgeschichte von Robo-Advice der explosionsartigen Entwicklung von ETFs in keiner Weise nachstehen wird.
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