Anlagen in Aktien oder Fonds sind viel zu riskant – wer sein Geld vom Kapitalmarkt fernhält, der führt am häufigsten dieses Argument als Grund an. Und kann dabei derzeit leicht auf das turbulente Börsenjahr 2018 verweisen, in dem beispielsweise der DAX 18 Prozent an Wert verlor. Betrachtet man die Wertentwicklung von Indizes allerdings über längere Zeiträume, erweist sich die Angst vor drastischen Verlusten als weitgehend unbegründet. Eine bis 1871 zurückreichende Auswertung des US-Aktienmarkts zeigt, dass Anleger nie einen Verlust gemacht haben, wenn sie ihr Investment über 20 Jahre gehalten haben.
Der Index S&P 500, der die Wertentwicklung der 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA abbildet, hat 2018 ebenso wie der DAX mit einem Minus abgeschlossen. Dieses fiel am US-Aktienmarkt allerdings deutlich geringer aus. In den zurückliegenden Jahren mussten Anleger hier auch schon stärkere Verluste verkraften, im Krisenjahr 2008 etwa in US-Dollar nach Inflation fast 39 Prozent. Doch je länger ein Anleger sein Geld investiert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er einen Wertverlust erleidet. Das zeigt unsere Übersicht über unterschiedliche Anlagezeiträume für den S&P 500, die an eine Darstellung auf dem kanadischen Blog Visual Capitalist angelehnt ist. Grundlage sind Daten des Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert Shiller, der den Index bis 1871 zurückgerechnet hat. Dividenden und Inflation sind jeweils berücksichtigt.
Unser Schaubild zeigt in Form von Balkendiagrammen, welche Rendite ein Anleger bis zum Ende des jeweiligen Jahres im Schnitt jährlich in US-Dollar erwirtschaftet hat, wenn er über ein, fünf, zehn oder 20 Jahre in den S&P 500 investiert hat. Bei einer kurzen Anlagedauer von einem Jahr sind die grünen Gewinn- wie auch die roten Verlustbalken zum Teil lang: Vereinzelt waren reale Renditen von mehr als 50 Prozent drin wie im Jahr 1933, auf der anderen Seite mussten Anleger Verluste von bis zu 44 Prozent hinnehmen. Eine längere Haltedauer dämpft die Ausschläge in beide Richtungen zunehmend ab, weil auf starke auch mal schwächere oder gar Verlustjahre folgen und umgekehrt.
Deutlich wird außerdem: Schon bei einer Haltedauer von fünf Jahren ist das Verlustrisiko weitaus geringer als bei einem kurzfristigen Investment, bei zehn Jahren verringert es sich weiter – und wer seine Anteile nach 20 Jahren Haltedauer wieder verkauft, der hat nie einen Verlust eingefahren. Unterm Strich hat ein geduldiger Anleger seit 1872 sein Vermögen also immer vermehrt, selbst wenn man die inflationsbedingten Kaufkraftverluste berücksichtigt.
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Jährliche reale Renditen eines Investments in den Index S&P 500* über verschieden lange Anlagezeiträume
Am besten kam ein 20-Jahres-Anleger im Zeitraum von 1980 bis Ende 1999 weg: Sein Vermögen gewann im Schnitt – gemeint ist hier und im Folgenden immer das geometrische Mittel – jedes Jahr 13,1 Prozent an Wert. Am schlechtesten schnitt ein 20-Jahres-Anleger von Anfang 1929 bis Ende 1948 ab, also bei einem Einstieg genau vor der Weltwirtschaftskrise. Doch selbst in diesem Zeitraum war seine mittlere jährliche Rendite mit 2,7 Prozent positiv. Inflationsbereinigt, wohlgemerkt – und das in einem Zeitraum, in dem die Teuerungsrate zwischen minus zehn und plus 20 Prozent schwankte.
Was lässt sich aus der Auswertung ableiten?
Wie sich die Märkte künftig entwickeln werden, dazu lässt die vergangene Kursentwicklung eines Index wie des S&P 500 allerdings keine Schlüsse zu. Auch wenn die mittlere jährliche Rendite in den 20-Jahres-Zeiträumen seit Ende des 19. Jahrhunderts immer positiv war: Eine Garantie dafür, dass das immer so sein wird, gibt es nicht. Aber die Analyse umfasst immerhin zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise, die Dotcom-Baisse und die jüngste Finanzkrise.
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