Unter Anlegern ist nahezu unbestritten: Wer starke Wertschwankungen und Abstürze in seinem Aktienportfolio dämpfen will, der mischt Anleihen bei. Denn deren Kurse sind weit weniger volatil als die von Aktien. Außerdem bringen sie oft gerade dann positive Renditen, wenn die Aktienkurse sinken. Letzteres ist allerdings weit weniger selbstverständlich, als es die letzten Jahre glauben machen. Im Gegenteil: Wie sich am Beispiel von US-Staatsanleihen zeigt, ist stark gegenläufiges Verhalten in den vergangenen knapp 140 Jahren eher die Ausnahme.
Deutlich wird das an der Korrelation zwischen der Wertentwicklung des US-Aktienindex S&P 500 und den Renditen von US-Staatsanleihen. Ist die Korrelation niedrig, ihr Wert also negativ, neigen die Renditen beider Anlageklassen dazu, sich gegenläufig zu bewegen: steigende Aktienkurse, sinkende Anleihenotierungen und umgekehrt. Eine möglichst geringe Korrelation zwischen beiden Anlageklassen ist das, was Anleger sich wünschen. Denn unter dieser Voraussetzung lassen sich etwa Staatsanleihen gut zur Diversifizierung nutzen. Seit Jahren ist das Normalität. Doch die negative Korrelation ist keineswegs in Stein gemeißelt.
Korrelation zwischen US-Aktien (S&P 500) und US-Staatsanleihen (10-Jahres-Rendite, abgeleitet aus Durchschnittsrenditen verschiedener Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten) seit Ende des 19. Jahrhunderts
Monatliche Werte für überlappende Fünfjahreszeiträume. Quelle: GMO, Robert Shiller
Vielmehr liegt sie seit knapp zehn Jahren auf historisch niedrigem Niveau. Über die letzten 140 Jahre lag sie durchschnittlich bei etwa 0,2. Das zeigt unsere Grafik, die an eine Darstellung der US-Investmentfirma GMO angelehnt ist. Ein Korrelationswert von null würde bedeuten, dass sich Aktien- und Anleiherenditen quasi unabhängig voneinander entwickeln, -1 eine perfekt gegenläufige Entwicklung. Der leicht positive Durchschnittswert zeigt an, dass im Mittel ein geringer positiver Zusammenhang besteht, eine Aktien-Anleihen-Mischung somit langfristig Diversifikationseffekte erzielt. Nur: So verlässlich, wie viele vielleicht denken, sind diese nicht. Nur in sehr kurzen Zeiträumen betrug die Korrelation tatsächlich 0,2. Die überwiegende Zeit war sie weit davon entfernt. Zeitweise waren die beiden Anlageklassen sogar nahezu im Gleichlauf, am stärksten Anfang der 1940er Jahre.
Welchen Schluss sollten Anleger aus dem Befund ziehen? Sie können sich nicht darauf verlassen, dass Risikostreuung durch die Kombination von Aktien und Anleihen in jeder Phase zuverlässig funktioniert. In Zeiten, in denen die beiden Anlageklassen stärker korrelieren, federn Anleihen Kursschwankungen am Aktienmarkt weniger oder gar nicht ab. Das lässt die Volatilität in einem aus Aktien und Anleihen bestehenden Portfolio steigen. Wer also etwa annimmt, eine Geldanlage je zur Hälfte aus Aktien und Anleihen sei automatisch ein ausgewogenes Investment, wiegt sich in falscher Sicherheit.
Um Risiken im Rahmen zu halten, müsste ein Anleger auch die Korrelationen zwischen den Wertentwicklungen unterschiedlicher Anlageklassen ständig im Blick behalten und sein Portfolio entsprechend anpassen. Das erfordert Disziplin, Zeit und Know-how – oder den richtigen Partner. Bei ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ überwacht das dynamische Risikomanagement neben vielen weiteren Parametern auch Korrelationen zwischen den Anlageklassen. Erkennt der Algorithmus, dass durch Änderungen in den Korrelationen eine nachhaltige Risikoverschiebung im Portfolio droht, schichtet er um: Je nach Gesamtsituation erhöht er beispielsweise die Quote risikoarmer Anlagen oder diversifiziert breiter, indem er zum Beispiel die Anteile an Immobilien und Rohstoffen erhöht. All das geschieht, ohne dass der Anleger sich darum kümmern muss.
Bild: Simon, pixabay.com
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