Ist der Kaufzeitpunkt jetzt günstig? Oder warte ich lieber noch, weil ich mit fallenden Kursen rechne? Egal ob größere Einmalanlage oder gelegentliches Aufstocken des Portfolios: Diese Fragen drängen sich beim Einstieg an der Börse immer auf. Wären Kursentwicklungen vorhersagbar, wäre die Antwort leicht gefunden. Sind sie aber nicht. Lässt sich für den Einstieg dennoch ein Erfolg versprechendes Timing finden? Und was bringt das überhaupt? Wir haben nachgerechnet – für einen Musterfall.
Unser Beispielanleger investiert über 30 Jahre einmal jährlich 1.000 US-Dollar in den MSCI World. Er fragt sich: Soll er regelmäßig zum Jahresbeginn investieren? Soll er lieber die Kursentwicklung beobachten und seinen Einstiegszeitpunkt danach wählen? Oder gibt es statt dem Jahresanfang einen besseren regelmäßigen Zeitpunkt für die jährliche Einzahlung?
Wer ab 1989 jedes Jahr einen Tausender zum 1. Januar investierte, der hatte 30 Jahre später 93.262 Dollar im Depot – inklusive Dividenden, aber ohne Steuern und Gebühren gerechnet. Seine Investition von insgesamt 30.000 US-Dollar hat sich also mehr als verdreifacht. Angenommen jedoch, unser Anleger hätte durchweg einen Riecher für den Börsentiefpunkt des jeweiligen Jahres gehabt und stets an diesem investiert: Er hätte nach 30 Jahren 103.936 Dollar im Depot gehabt – elf Prozent mehr. Der Unterschied ist deutlich, doch vielleicht nicht so groß, wie viele erwartet hätten. Denn immerhin handelt es sich bei der zweiten Variante um den Optimalfall: Der Anleger schafft wirklich bei jedem Kauf das perfekte Timing.
Und genau da liegt der Haken: Vorhersehen, wann die Börse ihren jährlichen Tiefpunkt erreicht, kann kein Anleger. Er kann in 30 Jahren ein paar Mal Glück haben. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass er die meisten Tiefpunkte verpasst und auch mal zu sehr ungünstigen Zeitpunkten einsteigt. Sein Ertrag dürfte in der Praxis somit deutlich geringer ausfallen als im Optimalfall.
Betrachten wir zum Vergleich den Worst Case: Der Anleger investiert seine Sparrate stets auf dem jährlichen Höchststand. Wer über 30 Jahre so viel Pech hat, der hat am Ende 81.968 US-Dollar im Depot. Das ist mehr als ein Fünftel weniger als bei einem Einstieg auf dem jährlichen Tief und immer noch mehr als ein Zehntel weniger als beim Anlegen zu Jahresbeginn. Dass ein Anleger jedes Jahr auf dem Hoch investiert, ist natürlich ebenso unwahrscheinlich wie dass er immer den Tiefpunkt erwischt. Jedoch kann der Anleger mit unglücklichem Timing auch klar schlechter abschneiden als beim Einstieg zu Jahresbeginn.
*Logarithmische Darstellung. Inkl. Dividenden; auf Basis von Tagesschlusskursen. Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen.
Hinweis: Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.
Statt sich darauf zu verlassen, dass er regelmäßig den Tag mit dem tiefsten Kurs erwischt, könnte unser Anleger auch eine andere Art Timing versuchen. Er könnte sich etwa darauf stützen, dass es historisch bessere und schlechtere Börsenmonate gibt. Tatsächlich waren beim MSCI World in den vergangenen 30 Jahren August und September mit -1 Prozent und -0,5 Prozent im Durchschnitt die Monate mit der schlechtesten Kursentwicklung. Wäre es da nicht sinnvoll, jeweils nach dieser Schwächephase zu investieren, also Ende September?
Auch wenn die Idee vernünftig klingt, das Ergebnis spricht klar dagegen. Wer von 1989 bis 2018 jeweils zum Schlusskurs des letzten Handelstags im September in den MSCI World investiert hat, dessen Depotstand betrug am Ende 91.132 US-Dollar – und damit weniger als beim Anlegen jeweils zum Jahresbeginn. Die Faustregel hilft also nicht.
Die Beispiele zeigen: Markt-Timing ist nicht Erfolg versprechend, es birgt erhebliche Risiken. Anleger sollten sich beim Vermögensaufbau vor allem darauf konzentrieren, überhaupt regelmäßig einzuzahlen – unabhängig von Kursprognosen und Marktphasen.
Und was macht ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½? Wir werden oft gefragt, ob wir nicht auch Markt-Timing betreiben. Schließlich analysieren wir laufend die Risiken an den Börsen und schichten Kundenportfolios bei nachhaltigen Veränderungen um – in risikoreichere oder -ärmere Investments, je nach Risikolage.
Der Unterschied zum klassischen Markt-Timing: Dabei spekuliert der Anleger darauf, die Kursentwicklung prognostizieren zu können. Doch genau die ist nicht systematisch vorhersehbar, im Unterschied zu Risiken am Kapitalmarkt. Die lassen sich immerhin mit einer gewissen Treffsicherheit prognostizieren.
Aus diesem Grund basiert das dynamische Riskomanagement von ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ nicht darauf, künftige Kursentwicklungen einzuschätzen, sondern erstellt Risikoprojektionen. Geprüft wird, ob durch nachhaltige Veränderungen des Risikos am Markt eine Verletzung der Risikovorgabe des Kunden droht.
Anders als beim klassischen Timing geht es also nicht darum, Tief- und Hochpunkte oder gar den Zeitpunkt für den nächsten Crash vorherzusagen. Stattdessen ermitteln wir Verlustwahrscheinlichkeiten für die jeweiligen Kundendepots und leiten daraus Handelsentscheidungen ab. Dabei ist es das Ziel, vor allem starke Kurseinbrüche abzufedern und ein attraktives Rendite-Risiko-Profil zu erzielen. Der Ansatz unterscheidet sich daher fundamental vom klassischen Markt-Timing.
Bild: igordabari, shutterstock.com
Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.
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