Edition #208 | 20.12.2024
Riot Platforms | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | ETFs im Fokus
Bei uns kommen die Weihnachtsgeschenke dieses Jahr früh. Nach dem neuen ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½-Depot bringen wir nun auch noch unseren eigenen Welt-ETF raus. Welche Vorteile der mitbringt? Das erfahren Sie in diesem Newsletter. Außerdem: Warum die Fed die US-Börsen wackeln lässt, wer bei Bitcoin gerade für Aufruhr sorgt und weshalb der nachlassende KI-Boom dringend mit frischer Energie versorgt werden muss.
Riot Platforms ist der drittgrößte börsennotierte Bitcoin-Miner der Welt. Diese Mining-Unternehmen stellen Rechenleistung in Form von hochspezialisierten Grafikkarten zur Verfügung, um damit Bitcoin und andere Kryptowährungen zu schürfen. US-amerikanische Miner wie Marathon Digital (Mara), Cleanspark oder Riot müssen viel Geld für die stromhungrigen Chips und die Wartung ihrer Anlagen ausgeben. Da sie aber an der Quelle der Bitcoin-Neuschöpfung sitzen, liegt es nahe, neben US-Dollar auch Kryptos auf der Bilanz zu halten.
Vor Kurzem hat Riot mal wieder zugeschlagen und sich für 69 Mio. $ Bitcoin gekauft. Das Mining-Unternehmen hält nun insgesamt 17.429 Bitcoin, was derzeit rund 1,6 Mrd. $ entspricht. Damit ist Riot hinter Marathon nun der Miner mit den zweitmeisten Bitcoin auf der Bilanz. Die mit Abstand größte Bitcoin-Reserve hält weiterhin Microstrategy. Der US-amerikanische Analysesoftware-Anbieter ist mittlerweile hauptsächlich für seine gehebelten Bitcoin-Investments bekannt. Derzeit sitzt Microstrategy auf 439.000 Bitcoin im Wert von rund 41 Mrd. $ – mehr als 2 % aller Bitcoin, die jemals geschürft werden. Vor Kurzem wurde Microstrategy in den Technologieindex NASDAQ-100 aufgenommen.
Wir haben uns ziemlich schnell vorgearbeitet, um hierhin zu gelangen, und ich denke, dass wir in Zukunft offensichtlich langsamer vorgehen werden.
Jerome Powell auf der Pressekonferenz der Fed am 18.12.2024
Am Mittwochabend sackten die Kurse an der Wall Street ab. Der US-Leitindex S&P 500 verlor 3,2 % und fiel unter die 6.000-Punkte-Marke, der Technologieindex NASDAQ-100 büßte sogar mehr als 3,5 % ein. Für den Dow Jones Industrial Average war es der zehnte Minustag in Folge – die längste Verlustserie seit 1974.
Schuld daran war Jerome Powell. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins zwar wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,25 bis 4,5 % gesenkt, aber beim Ausblick geschockt: Die Fed werde die Leitzinsen im kommenden Jahr voraussichtlich nur noch zweimal um je 0,25 Prozentpunkte senken – zuletzt hatte sie noch vier Senkungen in Aussicht gestellt. Grund für diese Neueinschätzung war unter anderem die hartnäckige Inflationsrate. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet die Fed nun eine Teuerungsrate von 2,4 % im Vergleich zum Vorjahr – deutlich über dem Inflationsziel von 2 %. Bei der Kerninflation, die stark schwankende Güter wie Energie und Nahrungsmittel ausklammert, geht sie sogar von 2,8 % aus.
Beth Hammack wollte mehr. Die Chefin der regionalen Notenbank von Cleveland stimmte angesichts der Daten zum zweiten Mal in Folge gegen die Zinssenkung. Sie gilt unter den zwölf Mitgliedern im Geldpolitik-Komitee der Fed als Falkin. Falken behalten bei geldpolitischen Entscheidungen hauptsächlich die Inflationsrate im Blick, Tauben wollen in erster Linie die Arbeitslosigkeit niedrig halten. Die Fed hat das Mandat, sich um beides zu bemühen. Die Kombination aus einer Zinssenkung jetzt und nur noch zwei weiteren im kommenden Jahr dürfte einen Kompromiss zwischen Falken und Tauben darstellen.
Den Anleihemärkten gab das Auftrieb. Die schwindende Hoffnung auf eine anhaltend lockere Geldpolitik in den USA hievte die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen wieder auf über 4,5 % – der höchste Wert seit April, trotz seither tendenziell sinkender Zinsen.
Auch die japanische Notenbank überraschte. Sie wird ihren Leitzins einstweilen konstant bei 0,25 % halten. Nachdem die Zentralbank von Japan die weltweiten Aktienmärkte im August mit einer überraschenden Zinsanhebung in Bedrängnis gebracht hatte, wolle man sich nun Zeit nehmen, um die Auswirkungen der Finanz- und Devisenmärkte auf die Wirtschaftstätigkeit und die Preise in Japan zu bewerten. Auch hier konnte sich ein einsamer Falke nicht durchsetzen. Die von Naoki Tamura vorgeschlagene Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte wurde mehrheitlich abgelehnt.
Quelle: eigene Berechnungen
Jahresrückblick – Ohne Energie wird’s schwer
Chips und Daten mögen das „Öl des 21. Jahrhunderts“ sein. Aber (nicht nur) die Datencenter, die rund um den Globus entstehen, brauchen Unmengen an Energie. Und natürlich sollen die KI-Prozessoren nicht mit fossilen Brennstoffen laufen, sondern klimaneutral – wobei Microsoft, Amazon & Co. sich deutlich technologieoffener positionieren als die deutsche Regierung: Die Tech-Titanen schließen zwar weiterhin langfristige Lieferverträge für Wind- und Solarstrom ab, verpartnern sich gleichzeitig aber auch mit Kernkraftwerksbetreibern und investieren sogar in neue Nuklear-Projekte. Welche Auswirkungen das auf die Entwicklung von Energie-ETFs hat, kann man deutlich im Chart erkennen.
Nicht von ungefähr haben Atomstrom-Versorger wie Vistra und Constellation 2024 an der Börse noch besser abgeschnitten als Nvidia oder Palantir. Erneuerbare Energien-Aktien werden dagegen schon seit zwei Jahren so massiv abverkauft, dass Finanzinvestoren nun lukrative Einstiegsgelegenheiten wittern – siehe die milliardenschwere Übernahme des Hamburger Wind- und Solarpark-Betreibers Encavis durch KKR und die Familie Viessmann. Und auch die Zeit von Öl und Gas ist noch lange nicht vorbei, zumal viele Konzerne sich inzwischen deutlich effizienter aufgestellt haben und trotz gesunkener Marktpreise mehr verdienen als vor zehn Jahren.
Übrigens: Wer mehr von unserem Chief Economist Christian W. Röhl sehen und hören will, sollte sich jetzt für den justETF Kickoff für das Finanzjahr 2025 am 6. Januar im Livestream anmelden. Alle weiteren Infos dazu finden Sie .
Die Nvidia-Aktie befindet sich in einer Korrektur. Diese Woche lag ihr Kurs zwischenzeitlich um mehr als 10 % unter ihrem Allzeithoch von Mitte November. Klingt verschmerzbar angesichts dessen, dass ihr Wert in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 2.200 % gestiegen ist – eine Vervielfachung um den Faktor 23. Die Aktionärinnen und Aktionäre von Nvidia, die steigende Kurse gewohnt sind, hat der Rücksetzer trotzdem auf dem falschen Fuß erwischt.
Ein Grund für den Kursrutsch: die jüngste Episode des Tech- und Investment-Podcast BG2Pod. Zu Gast war Satya Nadella, der CEO von Microsoft. Im Gespräch stellte Nadella klar, dass der Softwareriese derzeit keine Probleme habe, an sogenannte KI-Chips zu kommen – also High-Tech-Chips, die für das Training und den Betrieb von generativen künstlichen Intelligenzen (KI) geeignet sind. Was gut für Microsoft klingt, dürfte schlecht für die Preissetzungsmacht von Nvidia sein. Der unangefochtene Marktführer bei KI-Chips konnte für sein leistungsfähigstes Modell B200 Blackwell bisher bis zu 40.000 $ verlangen. Microsoft ist Nvidias wichtigster Kunde. Die Schweizer Großbank UBS schätzt, dass 13 % des Nvidia-Umsatzes auf Microsoft entfallen.
Schlechte Stimmung verbreitete diese Woche auch ein Kommentar von Wolfe Research. Das US-amerikanische Analysehaus glaubt, dass der Nvidia-Wettbewerber AMD im kommenden Jahr weniger Geld mit KI-Chips verdienen wird als erwartet. Der Markt ging zuvor von KI-Umsätzen in Höhe von 10 Mrd. $ bei AMD in 2025 aus. Wolfe Research rechnet hingegen nur mit 7 Mrd. $. Sollte es so kommen, wäre es auch ein schlechtes Zeichen für die Umsatzaussichten des Marktführers Nvidia. Für trübe Aussichten im KI-Chipmarkt sorgten auch die enttäuschenden Zahlen des US-Speicherchip-Spezialisten Micron Technology.
ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ News
Große News: ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ startet einen eigenen ETF. Was genau es mit dem ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF 1C auf sich hat, beantworten Anna und Alex .
Fragen zum neuen ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½
ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ hat gemeinsam mit der Börse Hannover einen neuen, modernen Handelsplatz für Sie aufgebaut: die European Investor Exchange (EIX). Sie ist aber nur ein Teil des neuen ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½. Zusätzlich kümmern wir uns künftig selbst um Ihr Depot und machen unsere Konditionen noch besser. Sie müssen erst einmal gar nichts tun, außer unseren neuen Vertragsbedingungen zuzustimmen. Die neuen Angebote stehen bereits in einigen Wochen mit der Eröffnung Ihres ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½-Depots zur Verfügung. Der Umzug Ihres bestehenden Depots beginnt jedoch erst im vierten Quartal 2025. Wir geben Ihnen vorher natürlich Bescheid und möchten bei der Gelegenheit ein paar der häufigsten Fragen zum Umzug beantworten:
1. Werden mit dem Umzug auch die richtigen Einstandspreise angezeigt?
Wir werden alle Maßnahmen für Sie ergreifen, um einen störungsfreien Umzug zu erreichen und Einschränkungen im Handel weitestgehend auszuschließen. Auch Steuerdaten, Einstandspreise, und Bruchstücke werden soweit möglich übertragen.
2. Ändern sich meine Kundendaten?
Mit Ihrem neuen ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½-Depot bekommen Sie auch eine neue IBAN. Wir informieren Sie, wenn es soweit ist. Ihre App und Ihre Login-Daten bleiben hingegen unverändert. Eine erneute Identifizierung ist nicht erforderlich.
3. Wie lange kann ich ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ uneingeschränkt weiter nutzen, wenn ich noch nicht zustimme?
Um von den neuen Konditionen profitieren zu können, benötigen wir Ihre Zustimmung. Kurzfristig gibt es keine Auswirkungen, wenn Sie nicht zustimmen, langfristig können wir aber nur mit Ihrer Zustimmung weiter zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit ist uns wichtig. Wir werden unserer Kundschaft daher mehrere Monate Zeit für die Zustimmung zu den neuen Vertragsbedingungen geben.
4. Was sind die Vorteile des neuen Angebots?
Sie erhalten beim neuen ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ alles aus einer Hand. Außerdem steht Ihnen mit der EIX ein zusätzlicher Handelsplatz zur Verfügung. Auch unsere Services erweitern wir: Schnellere Ein- und Auszahlungen, bessere Konditionen für Credit und neue Anlagestrategien in ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ Wealth. Die Konditionen für Ihr Broker-Guthaben verbessern wir ebenfalls. Dafür arbeiten wir mit Partnerbanken und Anbietern von Geldmarktfonds zusammen. Anfänglich sind dies die Deutsche Bank, J.P. Morgan Asset Management, DWS und BlackRock. Von diesen geben wir 3 % p. a. variable Zinsen auf Guthaben von bis zu 50.000 € im FREE Broker und bis zu 500.000 € im PRIME+ Broker an Sie weiter. Hier gibt es weitere Informationen.
Eigentlich gelten Versorgeraktien als langweilig. Ihr Geschäftsmodell ist relativ stabil und krisensicher – auf Strom, Gas und Wasser will schließlich kaum jemand lange verzichten. Mittlerweile ist jedoch ein wenig Dynamik in den ansonsten behäbigen Sektor gefahren. Einer der Auslöser: die Eskalation des Ukraine-Kriegs im Februar 2022. Ein weiterer Grund: Der Energiehunger des KI-Booms, der mittlerweile sogar dazu führt, dass KI-Unternehmen wie Microsoft stillgelegte Kernkraftwerke wieder ans Netz bringen.
Der US-Versorgerindex S&P 500 Utilities hat in den vergangenen fünf Jahren knapp 50 % an Wert gewonnen, während sein europäisches Pendant STOXX Europe 600 Utilities im gleichen Zeitraum nur rund ein Drittel zulegte. Wer sich gleich die Versorger aller entwickelten Märkte ins Portfolio holen möchte, kann sich ETFs auf den Index MSCI World Utilities näher ansehen. Und falls Sie glauben, dass der KI-Energiehunger nur ESG-konform mithilfe von Photovoltaik und Windkraft gestillt werden kann, dann sollten Sie womöglich einen ETF auf den Index MSCI New Energy in Erwägung ziehen.
Quellen: ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ and dpa-AFX